Tja, es sind einige Tage vergangen seit meinem letzten Blogbeitrag – ereignisreiche Tage; Feiertage über Weihnachten und Silvester, an denen man traditionell die Familie trifft; emotionale Tage ... Am 23. Dezember haben wir unsere Save-the-Date-Nachrichten als Pdf an unsere Lieben verschickt – in den folgenden Tagen erlebten wir, dass wir mit diesen Einladungen nicht nur Freude auslösten ... und warum der Spruch durchaus stimmt:
Heiraten ist, wenn die Familie schwierig wird ...
... nein, es ist nicht unser eigenwilliger Termin, der auf einen Montag fällt, der Entrüstung und Unmut auslöste – das wurde bisher zwar mit Verwunderung doch mit viel gutem Willen von den Geladenen registriert.
Dennoch wurden wir unangenehm von den verschiedensten negativen Reaktionen unseres Umfelds auf unsere Hochzeitspläne überrascht. :( Ja, manchmal klingt Durchbrennen und ein schönes, kuscheliges Elopement, bei dem man sich die Launen, Ratschläge und Meinungen der lieben Lieben sparen kann, recht verlockend – Gretna Green beispielsweise hat da ja eine schöne, lange Tradition ...
Macht man das denn so? Wenn die Lieben andere Wünsche und Vorstellungen haben, als man selbst ...
Ich habe es selbst schon bei Hochzeiten meiner Paare erlebt: Angehörige und Freunde, die sich verhalten, als wäre es ihre eigene Hochzeit und sich kräftig in alles, was mit der ganzen Feier zu tun hat, einmischen – begeistert oder kritisch. Ich sehe mich dann als Anwältin meiner Brautpaare, der es obliegt, die Wünsche und Vorstellungen ihrer Mandanten vor etwaigen Übergriffen aus dem Umfeld zu wahren.
Nun sind wir selbst in der Situation, dass unsere Vorstellungen für unsere Hochzeitsfeier in vieler Hinsicht nicht den Wünschen und Erwartungen unserer Lieben entsprechen – und wir stoßen hier nicht nur auf wenig Begeisterung sondern auch auf wenig Verständnis, ja sogar auf Bedenken und Ablehnung. Das schmerzt, besonders da unsere Familien ja schon seit etlichen Jahren wissen, was ich beruflich tue, und von einigen dennoch eine kirchliche Trauung nicht nur bevorzugt würde, vielmehr steht so mancher einer freien Trauung sogar mit Vorbehalten gegenüberstehen – und es sind keine weiterentfernten Tanten und Onkel sondern nahestehende Personen ... :(
... muss das denn sein?
Ja, das hört man natürlich gerne, wenn man zu einem Fest lädt, egal was gefeiert wird ... Doch es gibt sicher in jeder Gastgesellschaft Leute, die einen gewissen Nachkriegs-Minimalismus verinnerlicht haben: So ein großes Fest, der ganze Aufwand und was das alles kostet?!? Kann man mit dem Geld nicht etwas Sinnvolleres anfangen? Reicht nicht auch Standesamt im kleinen Familienkreis mit Kaffee und Kuchen im eigenen Garten danach?
... ja, das reicht sicher. Mehr ist nicht nötig. Für manchen mag das auch genau so perfekt sein. Im Grunde gilt das jedoch für eigentlich alles im Leben, das einfach nur schön ist und Spaß macht. Gewinnen wir irgendetwas, wenn unser Konto am Ende des Lebens prall gefüllt ist und wir uns nie irgendeinen Aufwand zugemutet haben, weil wir uns auch nie etwas gegönnt haben? Ist das Geld, das wir in einen besonderen Tag investieren, um ihn mit unseren Lieben zu teilen und zu genießen, wirklich eine so schlechte Investition? Machen nicht gerade diese Erfahrungen und Erlebnisse besonderer Momente, geteilt mit besonderen Menschen, am Ende den Reichtum unseres Lebens aus? ... und wer weiß, wie oft man noch mit allen seinen Lieben zu so wunderbaren Momenten zusammenkommt?
Konflikte
Hochzeiten bedeuten große Emotionen – nicht nur beim Brautpaar ... und leider auch nicht nur gute. Auch bei meinen Paaren habe ich das schon erlebt, dass sie sich mit Neid, Eifersucht und Missgunst oder der auch der Missbilligung ihrer Partnerwahl konfrontiert sahen. In unserem Fall mussten wir erleben, wie unsere Einladung bisher lange verschwiegene Vorurteile, Ressentiments, Frust, Enttäuschung, Sorgen und verborgenen Groll zu Tage förderten und Konflikte sich Bahn brachen ... sehr schmerzlich, für alle Seiten. :(
Fiese Launen, intolerante Ansichten und Meinungen und einfach schlechtes Benehmen ...
... tja, auch dieses Missvergnügen durften wir in den letzten Wochen erleben: Leute, die am Weihnachtstisch zu Politikern im Wahlkampf werden, einen mit ihren Ansichten und Überzeugungen beglücke, ob man das will oder nicht, mies gelaunt alle um sich herum an ihrer blendenden Stimmung teilhaben lassen, oder sich einfach grob, rüde und unsensibel verhalten und beleidigt sind, wenn sich die Begeisterung darüber beim Gegenübers in Grenzen hält. Nein, wir haben keine Lust uns des lieben Friedens wegen alles von jedem gefallen zu lassen, und manches Verhalten möchten wir an unserem Festtag einfach nicht an unserer Hochzeitstafel miterleben – wir fühlen uns damit nicht wohl und wir wollen auch unseren anderen Gästen keine Provokationen und Genörgel zumuten. Einige Leute sind daher inzwischen von der ursprünglichen Einladungsliste gestrichen.
Nachdem wir also dieses umfangreiche Spektrum unerfreulicher Erfahrungen im Nachgang unserer Hochzeitseinladungen erleben durften, haben wir beschlossen, dass keiner gezwungen wird, an unserer Hochzeitstafel Platz zu nehmen. Wer kommt, der wird sich so mit uns freuen und feiern, wie wir gerne feiern möchten.
Die Zeit bis dahin wollen wir nutzen um zu sehen, ob sich einige unserer Beziehungen nicht auf eine neue, gesunde Basis stellen lassen – vielleicht bieten ja gerade diese Turbulenzen rund um unsere Hochzeit eine Gelegenheit, nach reinigendem Gewitter einige lange schwelende Konflikte zu klären und zu lösen, und damit die ersten Schritte hin zu mehr Offenheit, Ehrlichkeit und gegenseitigem Verständnis zu wagen. Vielleicht tut aber im ein oder anderen Fall auch einige Zeit etwas Abstand zu einander gut, um eventuell zu einem anderen Zeitpunkt wieder neu zu einander finden zu können ... wir werden sehen.
Liebe Brautpaare, wenn Eure Hochzeitspläne nicht nur ungetrübte Freude in Eurem Umfeld auslösen, wenn sich Eure Lieben unangemessen in die Planungen einmischen, Emotionen hochschlagen und bislang verborgene Konflikte aufbrechen:
Ihr seid nicht allein! Anderen Paaren vor Euch ging es bereits so und anderen Paaren nach Euch wird es ebenso ergehen – es ist deswegen nichts "falsch" mit Euch.
Lasst Euch von diesen unerquicklichen Erfahrungen nicht entmutigen. Habt Geduld mit Euch selbst und Euren Lieben, aber setzt ebenso auch klare Grenzen und bleibt Euch treu. Vielleicht könnt auch Ihr die Chance nutzen, alte Querelen zu klären und Beziehungen auf neue, bessere Grundlagen zu stellen – sicher gebt Ihr Eurer Hochzeit damit auch die Chance, danach ein noch schöneres und fröhlicheres Fest für alle zu werden.
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Gabi Saler (Mittwoch, 15 Januar 2020 13:52)
Liebe Christina, danke für Deine offenen Worte. Du hast dir da sehr wahrhaftig etwas von der Seele geschrieben und geteilt, was wir alle in unzähligen Facetten kennen. Auf so vielen Ebenen sind wir in unseren Leben einerseits schmerzlich konfrontiert und andererseits gefordert Wege zu finden, um zu friedlichem, klärendem, verständnisbringendem Dialog zu finden. Egal, ob im direkten zwischenmenschlichen Bereich oder auf der großen Weltbühne.
Voraussetzung für verständnisbringende Dialoge ist Kommunikationsbereitschaft aller Beteiligten. Zuhören, Anteilnehmen.... Und die eigene Bereitschaft sich zu reflektieren, offen mit Verletzung umzugehen und auch bereit zu sein sich selbst in Frage zu stellen. Wenn uns Klärung ein echtes Herzensanliegen ist, dann wird sie stattfinden. Früher oder später....
Voller Liebe.
Deine Gabi
Papilio – Barbara Christina (Mittwoch, 15 Januar 2020 16:25)
Vielen Dank, liebe Gabi! Du bist ein Schatz! :)